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Thursday, September 10, 2020

Günstige Besatzung - Risiko für die Schifffahrt? - NDR.de

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Stand: 11.09.2020 05:00 Uhr  - NDR 1 Welle Nord

von Christian Wolf

Frachtschiff "Else" kollidiert mit dem Schleusentor des Nord-Ostsee-Kanals in Kiel am Samstag dem 29.08.2020. © NDR
Führt eine schlecht ausgebildete Besatzung zum Risiko für die Schifffahrt? Ende August war dieser Frachter in eine Schleuse des NOK gekracht.

Eine Welt ohne Schiffe ist heute unvorstellbar. 90 Prozent aller weltweiten Güter werden mit Frachtern transportiert. Doch die Branche hat schwer zu kämpfen - und das nicht erst seit der Corona-Krise. Schon seit Jahren gibt es immer wieder Meldungen über Insolvenzen bei deutschen Reedereien. Entsprechend schrumpft auch die deutsche Handelsflotte. Auf dem Höhepunkt, im Jahr 2011, hatten deutsche Reeder 3.784 Schiffe, vergangenes Jahr waren es nur noch 2.140. Viele Experten schlagen nun Alarm. Denn um zu sparen, setzen Schiffsbetreiber auf kostengünstige Besatzungsmitglieder, was am Ende zu Lasten der Sicherheit geht.

AUDIO: Ver.di: Was nichts kostet, bringt auch keine Qualität (1 Min)

"Trend in der Schifffahrt"

Mathias Stein (SPD) aus Kiel ist Bundestagsabgeordneter. Davor war er unter anderem Personalratsvorsitzender bei der Verwaltung des Nord-Ostsee-Kanals, daher kennt er das Geschäft: "Aus unserer Sicht ist das ein Trend in der Schifffahrt, dass die Besatzung in erster Linie nicht nach Qualität ausgesucht wird, sondern nach den Kriterien, wie Kosten gespart werden können." Das sei eine Gefahr, nicht nur für die Küsten Norddeutschlands. Für den SPD-Politiker müssen sich außerdem die Arbeitsbedingungen an Bord verbessern: "Es kann nicht sein, dass Menschen, die uns hier Waren liefern, in Verhältnissen leben, die nicht adäquat sind."

Ver.di sieht Handlungsbedarf

Ähnlich sieht es die Gewerkschaft ver.di. Die Reedereien würden bei der Besatzung viel Geld sparen. "Ich habe das Gefühl, dass die Reedereien sehr wohl gucken, wie das Schiff von A nach B kommt, aber nach dem Motto, es darf nicht viel kosten", so Peter Geitmann vom Fachbereich Verkehr der Gewerkschaft ver.di. So haben seiner Meinung nach junge Menschen, die in die Seefahrt kommen, nicht die gleichen Voraussetzungen wie vor ein paar Jahren vorzuweisen. Das zeige sich auch bei den Prüfungen in Deutschland, auch da sehe man den Trend, so Peter Geitmann.

Reedereien widersprechen dem Vorwurf

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) widerspricht den Vorwürfen: "Die Seeschifffahrt wird seit Jahren weltweit immer sicherer. Auch wenn es immer wieder zu spektakulären Einzelfällen kommt, die Zahl der Unfälle oder sogar Totalverluste nimmt stetig ab", so Verbandssprecher Christian Denso. Jeder Seefahrer benötige eine zertifizierte Ausbildung, um an Bord gehen zu dürfen. "Ein Reeder wäre ein schlechter Unternehmer, wenn er seine Schiffe, die ja enorme Sachwerte darstellen, von unqualifiziertem Personal fahren lassen und damit Schäden riskieren würde", so Christian Denso vom VDR.

Weitere Informationen

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 11.09.2020 | 07:00 Uhr

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September 11, 2020 at 10:00AM
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