Hannes Köster (links) und Warnke Christoffers beim Fensterabdichten: Die beiden Crewmitglieder bereiten die "Vegebüdel" für die Saison vor. Am Sonntag geht die Barkasse wieder mit Besuchern auf Tour. (Christian Kosak)
Die „Vegebüdel“ ist 70 Jahre alt, riecht an diesem Morgen aber wie neu – nach frischer Farbe. Hannes Köster und Warnke Christoffers sind heute die Anstreicher. Man kann sehen, dass sie es auch in den vergangenen Wochen waren: Ihre Westen und Overalls sind schwarz, grün und weiß gesprenkelt. Köster und Christoffers machen Tempo. Noch ein Tag. Dann soll die Barkasse wieder Besucher an Bord nehmen. So der Plan.
Im vergangenen Herbst, als die erste Saison des Vegesacker Ausflugsschiffes zu Ende gegangen war, hatte er noch anders ausgesehen. Ursprünglich sollte die „Vegebüdel“ im April wieder ablegen. Doch dann kam erst das Coronavirus, dann die Kontaktbeschränkung. Eckhard Bögershausen sagt, dass er sich über die Lockerungen der Auflagen freut. Der Schiffsführer ist an diesem Vormittag der dritte Helfer an Deck. Er trägt keine besprenkelten Blaumann, sondern Hemd und Jeans. Bögershausen ist dabei, auf der Brücke alles aufzuräumen, was bisher liegen geblieben ist.
Routinearbeiten und Reparaturen
Seit Monaten wird die „Vegebüdel“ für den Saisonstart vorbereitet. Köster, Christoffers und Bögershausen sprechen von vielen Routinenarbeiten, aber auch von einer unvorhergesehenen Reparatur: Der Abgassammler war geplatzt. Mit der Folge, dass das Kühlwasser für den Schiffsmotor nicht von Bord gepumpt werden konnte, sondern in die Barkasse lief. Und Ersatzteile lassen sich nicht mal eben so ordern für einen Antrieb, der noch älter ist als das Schiff. Die Maschine – ein Deutz, 100 PS, 42 Liter Hubraum, drei Zylinder – ist Baujahr 1936 und war früher in einem Fischkutter.
Die Rettungsringe der "Vegebüdel": Die Mannschaft hat alles ausgebessert, auch die Schrauben der Halterung sind überarbeitet worden. (Christian Kosak)
Einen neuen Abgassammler gab es nicht, aber eine Firma in Oyten, die den alten reparieren konnte. Sie hatte auch geholfen, die „Vegebüdel“ wieder flottzumachen, nachdem sie zwei Jahre lang im Vegesacker Museumshaven vor sich hin gerostet hatte. 2018 war das. Mehrere Monate war die Barkasse auf einer Werft an der Lesum, wo die Antriebswelle und der Motor wieder zum Laufen gebracht wurden. Für die Mannschaft ist die Maschine mit keiner anderen Maschine zu vergleichen, vor allem nicht das Geräusch, das sie ihnen zufolge macht: Kartüffel.
40.000 Euro um Barkasse für Besucher umzuwandeln
Das Wort steht auf einer Postkarte, die es neuerdings an Bord gibt. Auf der Vorderseite ist die „Vegebüdel“ in voller Fahrt, auf der Rückseite ein Aufruf, die Helfer und ihren Verein zu unterstützen. Köster, Christoffers und Bögershausen sind Mitglieder des MTV Nautilus. Das Kürzel steht für Maritime Tradition Vegesack. Der Verein – auch das ist auf der Postkarte zu lesen – kommt mit Hilfe von Sponsoren für alles auf: Reparaturen, Wartung, Fahrtkosten. Die „Vegebüdel“ ist das einzige Schiff in Vegesack, mit dem Ausflügler fahren können, ohne zu bezahlen. 40.000 Euro hat es damals gekostet, die Barkasse zur Besucherbarkasse zu machen. Achtmal so viel wie die jetzigen Ausgaben, um die „Vegebüdel“ startklar für die neue Saison zu machen. Bögershausen sagt, dass die Reparatur des Abgassammlers der größte Posten war und mehrere kleine wie Lacke, Farben und Pinsel dazugekommen sind. Köster, Christoffers und andere Helfer haben das Schiff nicht nur gestrichen, sondern auch Elektroleitungen verlegt und Fenster abgedichtet. Und sie haben gemacht, was sie im Grunde ständig machen: Rost abgeschmirgelt.
Prüfender Blick im Maschinenraum: Hannes Köster überprüft noch einmal den 84 Jahre alten Deutz-Motor, der für die Crewmitglieder unvergleich ist – und klingt. (Christian Kosak)
Später wollen sie noch spezielle Hinweise anbringen: Bitte Abstand halten! Damit die Corona-Regeln eingehalten werden, sind auch nur halb so viele Passagiere pro Fahrt zugelassen: sechs. Dafür wird die „Vegebüdel“ öfter vom Ponton an der Signalstation ablegen – sonntags um 15, 16 und 17 Uhr sowie einmal im Monat sonnabends. Mal geht es zu den Werften und zum Lesum-Sperrwerk, mal nach Farge. Bögershausen sagt, dass jede Fahrt 50 Minuten dauert – damit noch Zeit bleibt, um das Deck für die nächste Gruppe zu desinfizieren. Auch das ist neu in der neuen Saison.
Weitere Informationen
Fragen zum Fahrplan nimmt der MTV Nautilus unter der Telefonnummer 04 21 / 958 67 86 und unter der E-Mail-Adresse vegebuedel@mtv-nautilus.de entgegen. Bei ihm kann sich auch melden, wer das Team der „Vegebüdel“ verstärken will. Momentan gibt es 20 Frauen und Männer, die dafür sorgen, dass die Barkasse mit Besuchern auf Fahrt gehen kann.
July 04, 2020 at 10:00AM
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Vegesacker Ausflugsschiff „Vegebüddel“ startet in die Saison - WESER-KURIER
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