Stand: 15.09.2020 20:36 Uhr - NDR 90,3

Mit einer Spezialdrohne suchen Drohnenpilot Jon Knudsen und sein Kollege nach Umweltsündern. Ein kleiner Tanker ist im Anmarsch. Die Drohne setzt sich direkt hinter das Schiff in die Abgasfahne. Gemessen werden Stickoxide, Ruß, vor allem aber Schwefeldioxid. Denn der Schwefelgehalt des Sprits ist derzeit so ziemlich der einzige Schadstoff der regelementiert wird. "Wir hatten schon einige Schiffe mit leichten Abweichungen bei den Schadstoffen, das werden wir dann auch an die Kampagne melden, aber die gute Nachricht ist, die meisten halten sich an die Vorschriften", sagt Knudsen.
Messcontainer in vielen Ländern
Die erste internationale Vergleichskampagne zur Messung von Schiffsabgasen, an der das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie beteiligt ist, ist eine gemeinsame Aktion verschiedener Nordseeanrainerstaaten - neben einer festen Messstation haben zum ersten mal auch Norwegen, Holland, und Schweden Messcontainer aufgestellt. Die Messmethoden sollen aufeinander abgestimmt werden - um die Ergebnisse vergleichen zu können. "Außerhalb von Nord- und Ostsee dürfen sie derzeit noch Kraftstoffe mit einem Schwefelgehalt von 0,5 Prozent verbrennen und sobald sie in die Nord- und Ostsee reinkommen 0,1 Prozent. Oder sie müssen Abgaswäscher einsetzen. Beides ist mit höheren Betriebskosten verbunden für die Schiffe und deswegen gibt es hier einen Anreiz für Betrug", sagt Andreas Weigelt vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie.
Besatzungen kennen die Messpunkte

Die Schiffsbesatzungen kennen die Messpunkte - es ist wie beim Blitzermarathon, die Abschreckung zählt. Sobald ein Schiff vorbeifährt schießen die Schadstoffwerte am Ufer nach oben. Johann Melquist ist Physikprofessor in Göteborg, auch dort ist der Überseehafen mitten in der Stadt. Saubere Schiffsabgase sind für die Menschen lebensnotwendig, so Melquist: "Es ist eine wichtige Frage, weil Schiffe als Schadstoffquelle lange Zeit überhaupt keinen Regeln unterlagen. An Land kämpfen wir seit langem für bessere Luft, aber bei den Schiffen ist wenig passiert."
Messungen bis Oktober
Erst im kommendem Jahr werden in Nord- und Ostsee auch bei Stickoxiden Grenzwerte eingeführt. Auffällige Messwerte sind erst der Anfang der Ermittlungen. "Wenn wir Schiffe messen, die auffällig sind, geht eine Information an die Wasserschutzpolizei in Hamburg, die dann an Bord von diesen Schiffen geht und Kraftstoffproben nimmt. Das ist dann eine gerichtsfeste Analyse aufgrund der kann dann ein Schiff verurteilt werden", sagt Weigelt. Noch bis Anfang Oktober machen die Messteams an der Elbe Jagd auf Umweltsünder.
Weitere Informationen

September 16, 2020 at 01:00AM
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Schiffsabgase: Mit der Drohne auf Umweltsünder-Jagd - NDR.de
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