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Thursday, July 23, 2020

Warnung vor zu schnellem Kreuzfahrt-Beginn: "Es droht eine Eskalation" - buten un binnen

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Interview

Viele Reedereien drängen darauf, Schiffe wieder in See stechen zu lassen. Der Bremerhavener Kreuzfahrt-Experte Alexis Papathanassis sieht die Reputation der Branche in Gefahr.

Kreuzfahrt-Experte Alexis Papathanassis
Alexis Papathanassis von der Fachhochschule Bremerhaven rät der Kreuzfahrt-Branche zu mehr Geduld.
Die Tui startet jetzt wieder mit kurzen Kreuzfahrten, sogenannte "Blaue Reisen". Was halten Sie davon?
Ich kann das gut nachvollziehen. Die Reedereien wollen pragmatisch wieder durchstarten. Aber ich halte das für riskant und frage mich, ob es rentabel ist.
Sind diese Kurzreisen also nicht kostendenkend?
Die Reedereien versuchen damit etwas Liquidität zu schaffen. Ich glaube nicht, dass sie kostendeckend sind, weil die Schiffe geringer ausgelastet sind als sonst. Normalerweise liegt die Auslastung in der Kreuzfahrt-Branche bei 100 bis sogar 110 Prozent. Wenn man nur mit der Hälfte an Auslastung fährt, mit 40 oder 50 Prozent, dann verliert man Umsatz. Außerdem wird ein Großteil der Kosten durch den Konsum an Bord gedeckt: Durch die Einnahmen der Bars, Casinos und vor allem durch die Ausflüge und Landgänge. Wenn diese Einnahmen nun wegfallen, dann bedeutet das weniger Rendite.
Nun gibt es ja auch Hygieneregeln an Bord der Kreuzfahrtschiffe. Für wie realistisch halten Sie es, dass diese Regeln streng und effizient umgesetzt werden?
Man muss wissen, dass der Restart der Kreuzfahrten ohnehin eine logistische und operative Herausforderung ist. Dazu kommen nun die neuen Protokolle und die Tatsache, dass wir nicht alles wissen über das Coronavirus. Das halte ich für sehr schwierig. Deshalb stelle ich mir die Frage, ob es wirtschaftlich und finanziell wirklich sinnvoll ist, einen solchen Aufwand zu betreiben, um "Blaue Reisen" zu machen.
Man hat ja noch Bilder im Hinterkopf von Schiffen mit festsitzenden Passagieren. Keiner wusste, wohin mit den Schiffen, auf denen es einen Ausbruch gegeben hatte. Sollte so etwas nochmal passieren, welche Gefahren sehen Sie dann? Sie bezeichneten das schon mal als Branchen-Selbstmord.
Das ist eine Frage der Reputation. Schon in den letzten Jahren war die Branche mit oft nicht gerade positiven Nachrichten in den Medien. Und das war zu Beginn der Pandemie erneut der Fall. Ich denke, wenn so etwas jetzt wieder auf einem Kreuzfahrtschiff stattfindet, dann wird es eskalieren – auch medial. Das kann sich die Branche wirklich nicht leisten. Deshalb ist mein Vorschlag, noch etwas abzuwarten. Und man sollte sich vorbereiten auf die Zeit nach der Pandemie. Denn was vorher normal war, wird es künftig nicht mehr sein. Das muss Einfluss haben auf die Kreuzfahrt-Konzepte der Zukunft. Die Branche sollte sich also lieber darauf konzentrieren und die akuten Liquiditätsprobleme mit Krediten in Schach halten.
Da beschreiben Sie einen mittel- und langfristigen Angang. Aber welche Probleme sehen Sie denn kurzfristig in der Branche? Viele Mitarbeiter sind schließlich in Kurzarbeit und manche Reedereien haben sogar schon Insolvenz angemeldet.
In der Tat können die Liquiditätsprobleme vor allem für kleine Reedereien ein Problem werden. Die größeren Reedereien haben aber enorme Kreditlinien und können sich noch über mehrere Monate über Wasser halten – ich vermute bis Oktober oder November. Einige Reedereien fangen auch an, ältere Schiffe zu verschrotten. Das könnte letztlich auch einen positiven Effekt auf die Umwelt haben.

Corona-Verdachtsfälle auf der "MS Artania"

Video vom 28. März 2020

Ein Bild des Kreuzfahrtschiffes MS Artania auf See.
Bild: Jose R. Montero

Dieses Thema im Programm: ARD, Tagesthemen, 23. Juli 2020, 22:15 Uhr




July 23, 2020 at 10:05PM
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